Weihnachtsrede 2918 des Fraktionsvorsitzenden Dr. Strobl im Stadtrat am 20.12.2018

21. Dezember 2018

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Stadtratskolleginnen und Kollegen,

Zuhören ist für alle Leute Pflicht für gestern und für heute. Sonst verstehen wir nicht was wichtig Was uns für die Zukunft richtet, Was ist richtig - was ist’s nicht, Wann mal weg hör’n, wann mal nicht? Unser Streben hier im Rat Sei gerichtet in der Tat Auf das Beste , das wir können, Das Vertrau’n zurück gewinnen. Nicht nur eitel schaun zur Presse, Dass man ihn auch nicht vergesse In der Zeitung zu erwähnen. Obwohl es wirklich ist zum Gähnen. Zuhören ist das Zauberwort. In der Rede fahr ich fort.

Schon wieder einmal Weihnachten.

Heuer möchte ich nicht die Erfolge des wunderbaren Stadtrates und noch wunderbareren Oberbürgermeisters aufzählen. Mir gehen andere Gedanken zur Weihnachtszeit durch den Sinn. Verglichen mit der Weihnachtsansprache des letzten Jahres haben sich die äußeren Bedingungen im letzten Jahr kaum etwas verbessert, manche schrecklichen Dinge sind dazu gekommen. Zum Beispiel 1. die Aufkündigung des Pariser Klimaabkommens durch einen Verrückten, 2. Der Konflikt über Mittelstreckenraketen, die natürlich Westeuropa erreichen können, 3. Weiterhin Terrorismus vor unserer Haustüre. 4. Unser selbst gemachter Zirkus in Berlin.

Unsere Tourismuszahlen haben gezeigt, dass die Ereignisse von Ansbach und Ochsenfurt sehr wohl Einfluss auf unseren Tourismus hier haben können: In der Zeit danach ein deutlicher Einbruch der Übernachtungszahlen. Das Weltgeschehen beeinflusst unsere Kleinstadt sehr wohl.

Die letzten Aufreger waren jedoch die Grüngut-Beseitigung in unserer Stadt und die Bebauung im östlichen Teil des Philosophenweges. Da wurde es besonders deutlich, dass es unsere Aufgabe als Stadträte ist, zuzuhören. Manchmal haben andere ja auch tatsächlich was zu sagen, wie im Fall Philosophenweg geschehen. Da prallten die verschiedenen Meinungen hart auf einander. Unsere Aufgabe ist es natürlich, nicht nur die Erdkrötenverteidiger zu hören, sondern auch denen zuzuhören, die mit zwei Kindern in einer kleinen Dreizimmerwohnung leben und wegen des sich ankündigenden 3. Kindes dringlich den Bauplatz an dieser Stelle erwerben wollen, den sie längst für sich reserviert hatten. Die Idee wäre möglicherweise nicht ganz abwegig, die Erdkröte nochmals um einen Umzug zu bitten. Dazu käme noch das Thema Verlässlichkeit und Berechenbarkeit. Aber das wären nochmals andere Baustellen.

Wenn wir jedoch ganz genau hinhören, wird uns leider klar, dass weder der eine noch der andere uns zuhören möchte. Ja, manchmal hören wir uns ja auch selber nicht zu. In so manchen Stadtratssitzungen werden während eines Vortrags halb laute oder laute Diskussionen mit dem Sitznachbarn geführt, die dokumentieren, dass der gerade Vortragende sowieso dummes Zeug spricht, das man entweder nicht versteht oder für völlig überflüssig hält .Dieses Verhalten ist sehr respektlos den Vortragenden, aber auch den anderen Zuhörenden gegenüber. Es stört einfach. Für den Rest der Legislaturperiode würde ich mir wünschen, dass diese Respektlosigkeit aufhört.

Für uns Stadträte ist das Hinhören enorm wichtig. Sonst können wir nicht oder nur lückenhaft verstehen, warum bei unseren Mitbürgern so viel Zorn und Wut entstanden ist, wie wir sie jetzt vorfinden. In einer Zeit der überquellenden Konjunktur, bei funktionierenden Infrastrukturen (zum Beispiel Müllentsorgung, Daseinsvorsorge, soziale Sicherungssysteme), bei minimaler Arbeitslosigkeit könnten die Bürger eigentlich auch ein bisschen zufrieden sein, besonders, wenn man den Blick auf andere Länder wirft und vergleicht. Bürger in Italien, Spanien, Griechenland haben ganz andere Sorgen. Enorme Lasten werden von den Familien auf den Staat übertragen, zum Beispiel Kinderbetreuung, Kitas, Ferienbetreuung. Es kann ja auch niemand mehr die Freunde, die Verwandten, die Oma darum bitten, auf die eigenen Kinder aufzupassen.

Wer genau hin hört, vernimmt immer: „die da oben machen ja sowieso, was sie wollen“. Daraus entsteht dann die Wut, die verbietet, zuzuhören. Das Thema Grüngutentsorgung passt gut dazu. Da haben wir gerade noch die Kurve gekriegt. Im Gegenzug sollten aber auch die Bürger uns zuhören, damit sie verstehen, warum die Entscheidungen so und nicht anders fallen. Des Weiteren wird immer vorgebracht, wir hätten ja sowieso keine Demokratie. Alles würde von der Großfinanz und dunklen Mächten gesteuert und bestimmt. Wir aber könnten schon mal damit anfangen, dass wir einfach zu den Wahlen gehen würden. Die nächste Möglichkeit, Demokratie zu wagen, ergibt sich bei der im Frühjahr anstehenden Europawahl. Dazu möchte ich gerne alle Wähler und Wählerinnen aufrufen: Gehen Sie hin. Wählen Sie. Das stärkt die Demokratie.

Die vielen im Laufe des Jahres angefertigten Bauleitplanungen dokumentieren unter anderem, welch enorme Dynamik in unserem Bauamt zu bewältigen ist. Sicher bis zur Schmerzgrenze. Dennoch müssen wir unsere Bürger bitten, Verständnis dafür zu haben, dass nicht alle Wünsche sofort und gleich erfüllt werden können. In allen Abteilungen wird zielgerichtet und fleißig gearbeitet.

Deshalb ist es mir eine Freude und Ehre, allen Mitarbeitern der Stadtverwaltung für ihr besonderes Engagement und den Fleiß zu danken, mit dem sie den Bürgern dieser Stadt dienen. Insbesondere darf ich mich im Namen der SPD Fraktion bei Oberbürgermeister Hartl und seiner Führungscrew, wie immer an dieser Stelle, für die viele Mühe, unglaubliche Geduld und das Durchsetzungsvermögen sehr bedanken. Sie haben es gut gemacht. Sie hätten sich ihr Leben auch leichter machen können.

Wie jedes Jahr möchte ich mich bei meinen Stadtratskolleginnen und Kollegen bedanken. Wir alle sind Menschen mit Stärken, Schwächen und Emotionen. Wir alle haben nach bestem Wissen und Gewissen in dieser Runde gehandelt und entschieden. Gegenseitiger Respekt hilft beim Zuhören.

Enden möchte ich mit einem Zitat von Laotse mit Blick auf unsere Stadtratstätigkeit:

Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut.

Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr.

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