Am Mittwoch, dem 02. November, beging die SPD- Rothenburg ihr 120jähriges Gründungsjubiläum: Zum Auftakt des Jubiläumsjahres lies der Ortsverein im Rahmen eines Spaziergangs zu historisch bedeutsamen Orten in der Altstadt die belebte Geschichte der Partei in Rothenburg Revue passieren, bevor die Gründung im Innenhof des Cafe Lebenslust im Kreis der Mitglieder gefeiert wurde. Ein öffentlicher Festakt ist für nächstes Frühjahr geplant.
Der von Franz Josef Koch, Vorstandsmitglied und selbst ehem. Geschichtslehrer, ausgearbeitete Rundgang führte die Schar an interessierten Parteimitgliedern zunächst zum Ort der Gründung. Im Gasthof Schwarzer Adler in der Klingengasse versammelten sich am 02.11.1902 an die 40 Männer auf Einladung des Korbmachers Johann Wagner, um den „Sozialdemokratischen Verein für Rothenburg und Umgebung“, wie es im Parteijargon damals hieß, ins Leben zu rufen. Doch die Jahre der Verbote und Verfolgungen im Zuge der kurz vorher erst aufgehobenen Sozialistengesetze hatten ihre Spuren hinterlassen. „Die Basis war zunächst sehr dünn“. Stabilisierend wirkte sich die personelle und organisatorische Unterstützung durch den Arbeitergesangverein Waldeslust und den Turnverein quasi als Jugendorganisation aus, wodurch sich die SPD nach und nach auch in Rothenburg etablieren konnte.
An die harten Auseinandersetzungen gegen die ab 1929 erstarkenden Nationalsozialisten erinnerte man sich anschließend vor dem Anwesen des ehemaligen Hotels Bären in der Hofbronnengasse. Hier kam es am 12.04.1929 nach einem Auftritt des späteren bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Wilhelm Högner zur sogenannten „Bärenschlacht“. Vertreter der SA hatten die Versammlung in zivil unterwandert und prügelten auf die Anwesenden ein. Die Orts- SPD hatte Högner eingeladen, um den hetzerischen Auftritten des NSDAP- Politikers Karl Holz, zugleich Schriftleiter des „Stürmer“, etwas entgegenzusetzen. Beteiligt an der Schlägerei war auch Michl Emmerling, der den Ortsverein nach dem Krieg wiederbelebte und schließlich sogar Bürgermeister der Stadt Rothenburg wurde. Ihm, der wegen seiner Opposition zu den Nazis kurzzeitig in Haft genommen wurde und dem KZ Dachau nur knapp entkam, gedachte man als letzter Station vor seinem damaligen Wohnhaus in der Rödergasse.
„Es braucht Menschen, die für Ihre politischen Überzeugungen – auch gegen Widerstände – einstehen; das ist nicht zuletzt auch die Botschaft aus 120 Jahren SPD-Geschichte in Rothenburg“, bilanzierte Rösch zu Beginn der anschließenden Feier im Cafe Lebenslust und freute sich bei dieser Gelegenheit drei verdiente Parteigenossen für ihre Mitgliedschaft auszeichnen zu können. Geehrt wurden Stadträtin Simone Ehnes und der frühere Vorsitzende Günther Schuster für jeweils 30 Jahre Mitgliedschaft, sowie Alfred Schober für sein langjähriges aktives Engagement im Ortsverein, dem er inzwischen schon 67 Jahre lang angehört.