Geschichte des Ortsvereins

Geschichte der Rothenburger SPD

  • 1848:
    Arbeiterorganisationen in größeren fränkischen Städten (Nürnberg, Würzburg), jedoch keine Auswirkungen auf Kleinstädte.

  • 1878:
    Anfrage des Königlichen Bayerischen Staatsministeriums des Inneren wegen sozialdemokratischer Agitation; Stadt Rothenburg meldet für ihren Stimmbezirk “Fehlanzeige”.

  • 1898: Stadt Rothenburg weigert sich, dem SPD Reichstagskandidaten Mulzer einen Saal für eine Versammlung zur Verfügung zu stellen, dennoch eine Veranstaltung mit 140 Teilnehmern (Mulzer: “Rothenburg wird es ebenso wenig wie Fürst Bismarck schaffen, die Sozialdemokraten zu verdrängen.”)

  • 1900:
    Rothenburg provinzielle Kleinstadt, ca. 8000 Einwohner, kaum Industrie (zwei Kinderwagenfabrikanten, zwei Steinmetzbetriebe, einer davon in Hartershofen), Handwerker und Geschäftsleute bestimmen das Stadtgeschehen.

02.11.1902 - Gründung des SPD Ortsvereins

  • Wegbereiter:
    Arbeiterorganisation “Waldeslust” (von Gewerkschaften der Steinmetzen und Holzarbeiter ins Leben gerufen).

  • Gründer:
    Johann Wagner (Korbmacher), Otto Schneider (Holzbildhauer)

  • Gründungslokal: Gasthaus zum Schwarzen Adler ; anwesend: 30 - 40 Mann (einige Korbmacher, ein Bauer aus Detwang, einige von der “Waldeslust”, eine größere Anzahl von Steinmetzen).

  • Anfangsprobleme:
    Keiner will Funktionen und Verantwortung übernehmen (Widerstand innerhalb der eigenen Familien), ungenügende Information; vor allem der Arbeitergesangsverein “Waldeslust”, die Turngemeinde und auch die Gewerkschaften der Steinmetze und Holzarbeiter pflegen das Klassenbewußtsein der Arbeiter und stützen den anfangs recht “wackeligen” Ortsverein.

  • Beginn des 20. Jh.:
    Extrem niedriges Lohnniveau im Raum Rothenburg, Schikanierung der Arbeiter, gewerkschaftliche Organisation und Arbeiterpartei bitter nötig (Steinmetze aktivste Gruppe der Arbeiterschaft, Mut zu Streiks).

  • vor dem 1. Weltkrieg: Immer wieder SPD Vertreter im Stadtparlament ; das einflussreiche Magistratskollegium besteht jedoch aus vier bürgerlichen Honoratioren;
    Problem für die SPD: Wahlrecht an Bürgerrecht gebunden, für viele von auswärts zugezogene Arbeiter zu teuer (Bürgerrecht kostet mehr als der Monatslohn eines Steinmetzen und der war Spitzenverdiener unter den Arbeitern)

  • nach dem 1. Weltkrieg:
    SPD und andere Arbeiterorganisationen fest in Rothenburg etabliert, regelmäßig SPD Mitglieder im Stadtrat (neues Gemeinderecht macht dies endlich möglich)

  • 1919:
    Maria Philipp (SPD) als erste Frau im Rothenburger Stadtrat (Frauenwahlrecht erst seit 1919 in Deutschland!)

  • 1929: Am 12. April : “Bärenschlacht” ( Saalschlacht zwischen Sozialdemokraten und SA-Leuten anlässlich einer SPD Versammlung im Hotel “Bären”) mit gerichtlichem Nachspiel (unter den Verurteilten : Michl Emmerling - 30 Reichsmark Strafe wegen gefährlicher Körperverletzung)

  • 1933 - 1945:
    Verfolgung und Unterdrückung der SPD während der Nazi-Diktatur (Michl Emmerling vorübergehend in Schutzhaft)
    Wahlen 1933:
    überwältigender Erfolg der NSDAP im Bezirk Rothenburg (“bester” Landbezirk Deutschlands!)

  • nach 1945:
    SPD maßgeblich an Wiederaufbau und Stadtentwicklung beteiligt; Friedrich Hörner wird erster SPD Oberbürgermeister.

  • 2017 Zusammenschluss mit dem OV Gebsattel zum neuen Ortsverein Rothenburg Stadt und Land

SPD Vorsitzende:

Michl Emmerling, Kurt Hornickel, Karl Hofmann, Alfred Ledertheil, Dr. Wilhelm Berger, Bruno Lux, Gudrun Stimpfig, Günther Schuster

SPD Oberbürgermeister:

Friedrich Hörner - Alfred Ledertheil - Herbert Hachtel